Trails zu bauen ist eine Aktivität, die Spaß macht und bereichernd ist, weil sie Gleichgesinnte zusammenbringt, die die Vision teilen, etwas Positives und Dauerhaftes für die örtliche Mountainbike-Gemeinschaft zu erschaffen.
Alle, die gerne Downhills und Trails fahren, sind darauf angewiesen, dass Downhill-Strecken, Cross-Country-Kurse und auch Pumptracks gebaut und unterhalten werden, um die Welt des Mountainbikens genießen zu können. Zum Trailbauen gehört dabei nicht nur jede Menge Schweiß und Knochenarbeit, um Wurzeln und Steine zu räumen und Wege anzulegen, sondern auch jede Menge Planung und Arbeit hinter den Kulissen. Aus diesem Grund haben wir Mary Wragg-Moncorge und Matt Wragg eingeladen, uns in ihre Aktivitäten einzuweihen, mit denen sie Menschen und die Natur zusammenbringen – ein Thema, das wir auch weiterhin im Blick behalten werden – indem sie die Trails an ihrem Wohnort in Südfrankreich gestalten und pflegen.
Wenn sie gerade nicht Rad fahren oder Mark seiner Arbeit als Radsportfotograf und -autor nachgeht, bereitet sich das begeisterte Radsportlerpaar auf die Geburt ihres ersten Kindes vor. Weiter unten erfährst du mehr über ihre Geschichte

Ich weiß genau, was ich hier machen muss. Das Gewicht ein wenig nach hinten verlagern, das Bike ausrichten und gerade herunterrollen lassen. Es ist nichts weiter als eine kleine Rinne mit Felsstufen darin, aber momentan kann ich dort nicht fahren.
Ich bin im sechsten Schwangerschaftsmonat und die Gewichtsverteilung in meinem Körper hat sich total verändert. In der Schwangerschaft verändert sich die Risikobereitschaft dramatisch, und selbst wenn ich diesen Abschnitt fahren könnte, wären die Folgen eines Fahrfehlers möglicherweise katastrophal. Also gehe ich lieber.



Die Arbeit an den Trails ist seit einiger Zeit mein Trost. Biken (und Sport allgemein) war seit jeher meine Verbindung zur Natur und mein Ventil, wenn ich mich aufgeregt oder geärgert habe oder einfach genervt von der Welt war. Ich schnappe mir mein Bike und fahre, bis ich mich beruhigt habe. Ganz einfach.
Aber wie kommst du mit dem Leben klar, wenn du dabei bist, dieses Ventil zu verlieren?
Es ist einfach so: Als werdende Mutter verspürst du einen gewissen Druck, der Welt zu zeigen, wie glücklich du bist, aber ehrlich gesagt hat es sich für mich nicht so angefühlt. Die ständige Müdigkeit und Übelkeit im gesamten ersten Schwangerschaftstrimester war fast unerträglich. Ich mache mir Sorgen darüber, wie mein Leben in Zukunft aussehen wird, und was am schlimmsten ist: Ich kann mich nicht mehr einfach aufs Mountainbike setzen und losfahren, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Es ist nicht so, dass ich gar nicht mehr fahren kann, ich schaffe eineinhalb bis zwei Stunden bei mäßigem Tempo, aber danach bin ich fertig. Und zwar total.


Ich habe einfach nicht die Energie für die langen Touren, die ich so liebe; ich kann keine Intervalle und Uphill-Wiederholungen fahren, um meinen Frust auszupowern, und wenn ich fahre, muss ich meine steilen und technisch anspruchsvollen Lieblingstrails meiden.
Deshalb habe ich begonnen, mich mit Trail-Arbeiten zu beschäftigen. Die meisten Leute denken dabei zuallererst an bullige Männer, die sich mit schwerem Gerät in die Wälder aufmachen. Es hat sicherlich seinen Reiz, am Schreibtisch zu sitzen und sich auszumalen, den ganzen Tag Holzfäller zu spielen, aber die Realität hier in Südfrankreich sieht ganz anders aus.
Der Impuls, etwas Neues zu erschaffen ist verführerisch, aber eine der ersten Lektionen, die man beim Trailbauen lernt ist die, dass man zuerst die Erlaubnis des Grundbesitzers braucht, wenn man einen neuen, legalen Trail bauen will und nicht selbst zu den Glücklichen zählt, denen ein ordentliches Stück Land gehört. Außerdem braucht man in aller Regel eine Genehmigung der örtlichen Behörden – nicht zu vergessen all die Dinge, die in puncto Landschaftsschutz, Archäologie und Auswirkungen des Trailbaus auf die Landwirtschaft und die einheimische Tierwelt zu bedenken sind.
Als ich mit der hauptamtlichen Trailcrew des Bergsportorts Vars ins Gespräch kam, sagten sie mir, dass sie nur alle paar Jahre versuchen, eine neue Strecke zu bauen, weil der Verwaltungsaufwand so hoch ist.
Hier in Frankreich sind die Wegerechte älter als die moderne Zivilisation. Die Täler in dieser Gegend werden seit mindestens 5.000 Jahren von Menschen bewohnt und die ersten, ursprünglichen Pfade wurden von Soldaten, Jägern, Händlern, Bauern (und sogar Banditen!) angelegt. Im Laufe der Zeit wurden daraus gesetzliche Wegerechte. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass es auf jedem Berg und Pass einen Trail gibt. Bei so vielen legalen Trails und ohne fest organisierte Trailcrews in unserer Gegend wären mehr Aufräumarbeiten an den Trails zu leisten, als überhaupt machbar ist.

Da ich die felsigen Abschnitte selbst nicht fahren kann, kann ich mich am besten nützlich machen, indem ich die Trails in meiner Umgebung pflege – und ihre Linien so instand halte, dass sie nicht überwuchern oder unbefahrbar werden.
Auf diesen verdichteten, felsigen Untergründen muss die Form der Trails selbst kaum bearbeitet werden, es geht einfach darum, ihnen einen frischen Haarschnitt zu verpassen und Geröll wegzuräumen. Das bedeutet, dass wir nicht mit schweren Bodenbearbeitungswerkzeugen und Schneidegeräten anrücken, sondern eher mit Heckenschere, Rechen und Astschere.
Es ist harte Arbeit, aber eine harte Arbeit, mit der ich gut zurecht komme, denn alleine in den Bergen zu sein, nur der Trail und ich, ist genau das, was ich brauche.
Inspirieren dich Marys und Matts Trailbau-Aktivitäten? Dann schau dir unsere neuesten Filme und Storys online an und erfahre, wie andere ihre Spuren hinterlassen (auf und abseits der Trails): https://mtb.shimano.com/at/stories/.
Bios:
Matt Wragg ist freiberuflicher Fotograf, Autor und Radfahrer und wohnt in der Nähe von Nizza in Frankreich. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist er eine prominente Stimme im Mountainbikejournalismus und erzählt voller Leidenschaft Geschichten über die Bikes, die wir fahren und die Menschen, die auf ihnen sitzen.
Mary Wragg-Moncorge war die allererste Gesamtsiegerin der North American Enduro Tour, belegte Platz 15 in der Enduro-Weltrangliste und zweimal den zweiten Platz in der italienischen E-Enduro-Serie. Momentan fährt sie kaum Rennen und zieht es stattdessen vor, die Berge und Täler an ihrem Wohnort in Südfrankreich in ihrem eigenen Tempo zu erkunden.